Ich glaube das war noch nie da: gleich nach der Schule ein Bier zischen. Also, ich bin vorher noch nach Hause gefahren. Ich meine, es war noch nicht mal 15.00 und das an einem stinknormalen Freitag.
Es läuft alles auseinander... Patrick, der Dreh- und Angelpunkt in meinem gärtnerischen Leben will seine Lehre beenden. Er ist dabei alles in die Wege zu leiten. Er hält es nicht mehr aus. Ich kann ihn verstehen. Es gibt diverse Gründe, die ich hier nicht aufzählen möchte.
Wie kann das sein??? Die Klasse zerfällt, es ist furchtbar. Was ist passiert?
Er bekommt 'nen Job im Krankenhaus als Mädchen für alles. Und er will für mich fragen, ob ich nicht in der Putzkolonne mit einsteigen kann, wäre ein Hammerverdienst für meine Verhältnisse.
Ich weiß, die Frage stellte ich schon, aber was passiert hier???
Patrick, mit dem ich mich gestern zur NBV und durch die NBV gewurschtelt habe. Patrick, der meinte, sein Vater hätte ihm gesagt wir dürften auf keinen Fall gegen die Sonne laufen, wenn wir richtig gehen wollten (was ihm erst einfiel, als wir schon eine ganze Weile gegen die Sonne blinzeln mussten). Patrick, der mir in den Nacken pustet, wenn ihm langweilig ist. Patrick, der mir mitteilt wenn meine Musrinne zu sehen ist, wenn ich mich bücke. Patrick, mit dem ich eine ausgeklügelte Geheimsprache entwickelt habe, wenn es sich um diverse Verkehrsmittel handelt, mit welchen man nach hause fährt. Patrick, der mich nicht versteht wenn es um Miguel geht (er meint er nutzt mich aus) und trotzdem immer wieder zuhört. Patrick, der im Unterricht hinter mir sitzt und mir in den Nacken pustet, wenn ihm langweilig wird. Patrick, der aufpasst, dass keiner kommt, wenn ich mitten in der Stadt mal ganz dringend in die Büsche verschwinden muss. Patrick, mein Freund. Das klingt jetzt wie diese beiden Typen am Mississippi, Tom und Finn oder so -> fiel mir nur gerade auf...

Warum ich das Bier getrunken habe hat allerdings noch einen Hintergrund: ich kann es ohne Reue und schlechtes Gewissen tun. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal in diese Verlegenheit komme, aber ich musste mir'nen Test kaufen, ich wollte einfach sicher sein. Wahrscheinlich sind es doch nur die Nerven, er war so negativ, wie es nur geht. Thoralf stand mir beim Kauf tapfer zur Seite. Allein hätte ich das nicht gemacht. Und heute abend gehen wir gemeinsam auf'n Konzert und vorher werden wir noch kochen. Das ist so schön!

Ich denke manchmal an Miguel. Ok, was heißt manchmal, eigentlich jeden Tag. Manchmal wöllte ich ihn am Liebsten anrufen oder zu ihm fahren. Das Problem ist, dass er derzeit keinen Festnetzanschluss hat, nur ein Handy. Ich mag ihm nicht hinterhertelefonieren. Das andere ist, dass ich nicht einfach zu ihm fahren möchte, weil es ja eigentlich keinen Grund gibt, außer vielleicht dass mein Tag mal wieder nicht ganz mein Tag war, aber charakteristisch für mich und ich einfach nur mal bei ihm sein möchte. Einfach mal bei jemandem, den ich für normal halte und der, meiner Meinung nach eine vernünftige Einstellung hat (die hat er ohne jeden Zweifel, auch wenn er vielleicht auf den ersten Blick nicht danach aussieht). Ja ok, dann möchte ich mich neben ihn auf die Couch hauen, mich an ihn kuscheln und nichts weiter sagen müssen. Und obwohl er mich glaube ich nicht wirklich richtig begreift fühle ich mich wohl und beschützt.
Ich sollte nicht soviel schreiben, wenn ich einen leichten Kopf von dem Inhalt einer Flasche Bier habe und mir lieber langsam mal überlegen, was ich so anziehen soll, heute abend.
Ich weiß noch gar nicht worauf ich Appetit habe, Pizza oder diesen leckeren Auflauf a la Andrea?! Nudeln mit leckerer Soße???

Heute war ein schlechter Tag.
Ich habe ungefähr so jedes Fettnäpfchen mitgenommen, welches mir im Wege stand. Das größte stand bei der Tochter meiner Personalchefin... Entweder ich hab's jetzt endgültig total vermasselt, oder die nehmen mich von wegen 'Dumm hat Glück' oder so. Das ist aber auch ein doofes Weib!
Ich hegte ja schon die Hofnung, dass sich die beiden, also Mutter und Tochter, nicht so gut verstehen (es ist ja alles möglich), nur liege ich damit nach sorgfältigen Recherchen gründlich daneben: sie steht ihrer Mutter in Personaldingen beratend zur Seite.
Sowas passiert echt immer mir, außer vielleicht Alfons Zitterbacke (an den musste ich unwillkürlich denken).
Was soll's, ich meine, es fängt ja auch an zu regnen, wenn ich mich gerade auf den Heimweg begebe und hört auf, wenn ich den Schlüssel zu Hause ins Schloss stecke (ohne Mist, trug sich in der Tat so zu). Aber irgendwo liebe ich das an mir. Ich meine, ich hätte nichts dagegen gehabt (ehrlich gesagt hegte ich die stille Hoffnung), wenn mir heute ein Typ auf der Straße begegnet wäre, der Models sucht, ich meine so für Vollschlanke und der dann gesagt hätte ich solle lieber mal ein Duplo mehr essen, damit ich auf 70 Kilo komme.
Ach, ich spinne mir was zusammen!
Aber morgen ist erstmal Schule!

Heute war ein guter Tag.
Ich glaube ich fitze mich langsam ein.

Thoralf ist mein bester Freund (und nie im Leben der Ersatz für irgendeine beste Freundin, nur weil ich manchmal einfach keinen Rat von ihm haben möchte, was nicht an ihm liegt, denn Frauen wollen ja bekanntlich machnmal nur reden).

Woran liegt es nur, dass alle irgendwie seltsam reagieren, wenn sie erfahren, wo ich gerade arbeite??? Sogar meine Klassenleiterin glotzte schief, als ich ihr das heute mitteilte. Scheint einen sehr einschüchternden Ruf zu haben, der Betrieb.
Trauen die mir das etwa alle nicht zu, oder was ist hier los?! Ich habe doch keine Ahnung, ich muss es nur tun... Die haben ja alle gut Reden, aber am Ende stehe ich dort und muss mich behaupten.
Ach man, wieso konnte es nicht einfach ganz normal laufen??? Warum bin immer ich die gearschte??? Warum konnte ich nicht einfach mal meinen Mund halten??? Warum zum Teufel habe ich es nicht einfach ertragen??? Warum konnte ich mich nicht umdrehen und einfach denken: 'Alter, du bist doch doof!'???
Ich sollte ihn anzeigen, oder zumindest ihm die Berufsgenossenschaft auf den Hals hetzen.
Ich wünschte mir, dass ein Flugzeug auf seinen scheiß Betrieb fällt, er Arme und Beine verliert und hundert Jahre alt wird. Er soll allein und einsam alt werden, uralt. Und er soll sich selber hassen.
Ist es schlimm solche Gedanken zu hegen??? Ich meine, Bestrafung genug ist es glaube ich für ihn, wenn er noch in 40 Jahren seinen gammeligen Betrieb am Bein hat und sich jeden Tag neu ärgert, dass er Angestellte hat, die auch noch jeden Tag kommen.
Ach, scheiß drauf, es ist Freitagnachmittag und das Wochenende steht vor der Tür!

Eigentlich wollte ich gerade mit 'Hilfe!' loslegen, aber als ich eben so an meine Zimmerdecke starrte fiel mir da in der Ecke eine Spinne ins Auge, nicht sehr groß, aber da! Ich freu mich dann immer.

'Hilfe!' Meine Güte, meine Mitbewohnerin studiert seit geraumer Zeit Kalorientabellen und rechnete mir eben beim Essen vor (sie aß drei Tomaten, ich eine dick belegte Tiefkühlpizza, hinuntergespült mit einer Cola -> ich trinke in letzter Zeit zuviel davon!) wieviele Kalorien sie heute schon zu sich genommen hat. (Dabei warf sie immer schon so Blicke auf meinen Teller und die Cola, die sich nicht als diätisch erwies.) Bevor sie etwas sagen konnte bat ich sie mich nicht über Tiefkühlpizzen, Cola und Duplo aufzuklären, denn jeweiliges hatte ich schon vor der Pizza genüsslich hinuntergeschlungen (dazu muss erwähnt werden, dass ich diesen Genuss nur allein Miguel zu verdanken habe, der mir dies vor geraumer Zeit zusteckte).
Ist es denn wirklich so, dass man, vorausgesetzt man will eine atemberaubend pickelfreie Haut und eine Figur wie ein Stabinsekt, bei jedem Bissen überlegen muss, wieviele ich noch tätigen darf, damit mein Kalorientageskonto nicht überzogen wird???
Wo bleibt dann der genuss am Leben? Ja, ich oute mich: da bin ich doch lieber etwas nicht ganz so schlank, trete ein bisschen mehr mit dem Fahrrad durch die Kante und esse dafür wonach mir ist, ohne an die Folgen auf meinem Kalorientageskonto zu denken!