14
Jul
2005

Raumschiff Suprise Periode I

Gestern hat es mich ausgerust, wie man so sagt: ich wette es war ein Minisonnenstich. Mir war so elend, das geht gar nicht. Gut, Dienstag war schon ganz schön krass und ich hatte abends auch schon Kopfschmerzen, aber gestern gings dann gar nicht mehr. Schon vor dem Frühstück prallte die Sonne so erbarmungslos auf die winzigen Geschöpfe dieser Welt, dass ich um halb elf schon Kopfschmerzen hatte. So gegen elf kam meine Chefin mit einer Truppe Besuchern und tadelte mich, dass ich keine Kopfbedeckung hätte, ihrer Tochter wäre es letzte Woche ganz dreckig gegangen (Zitat: 'Der war richtig schlecht.') Ich wollte ja auch hören, aber mein Kopftuch hatte ich blöderweise in meinem Spind und da wolte ich nicht erst hinrennen. Nachmittags konnte ich mich schon kaum noch bewegen, so nebelte die Birne und auf der ersehnten Heimfahrt sprengte es mir fast den Kopf auseinander. Zu Hause erinnerte ich mich an den Rat meines Vaters, der besagte, zwei Aspirin, ein Kaffee und noch eine Aspirin bringen die ausgewachsenste Migräne zu Fall. Also löste ich mir zwei Tabletten auf, trank dazu bestimmt einen Liter Wasser, kochte mir einen sehr starken Kaffee, trank nochmals massig Wasser und legte mich erstmal hin (ich dachte ich könne vielleicht auf die eine Aspirin verzichten). Zuerstmal fing ich an zu frieren, dann bekam ich eine Gänsehaut nach der anderen, bis mir so kalt war, dass ich anfing zu zittern. Zudem fühlte es sich ein bisschen wie zu viel getrunken haben an: das Bett drehte sich, vielleicht auch die Wände und mir wurde schlecht. Also hinsetzen, aber da war ja noch der Kopf, also wieder hinlegen, was so lang gut ging, bis ich mehrfach kräftig schlucken musste. Hilft nichts, also löste ich die dritte Tablette auf, trank das Glas aus bis auf den Grund, spülte es mehrfach durch, damit ich alles intus hatte und wusste nicht richtig weiter. Am Liebsten hätte iczh Mutti angerufen, aber die hatte mich schon die ganze Woche drauf vorbereitet, dass sie am Mittwoch mal nicht anrufen würde, da sie da mit dem Kirchenchor wandern ginge.
Ich war also allein auf mich gestellt. Hinlegen ging nicht, aber nur so rumsitzen wollte ich auch nicht. Eigentlich wollte ich an den Fluss, aber das konnte ich stecken. Naja und da fiel mir doch tatsächlich ein, dass ich einen Bericht zu dem Herbizid schreiben könnte, was ein Lehrlich aus dem ersten Lehrjahr an diesem Tage ausgebracht hatte. Nach erfolgreicher Internetrecherche konnte ich einen Wochenbericht abheften und viel neugewonnenes Wissen für mich verbuchen. Kurz darauf kamen meine Mitbewohnerinnen, was mich veranlasste mir was zu Essen zu machen, da sich dann doch Hunger entwickelt hatte. Es gab eine leckere Tiefkühlpizza mit eigenzusammengemanschter Soße, die noch vom Vortag da war. Zwischendurch musste ich ab und zu mal auf die Toilette rennen, da zu allem Unglück auch noch ein teuflischer Durchfall dazugekommen war. Nach dem Essen ging es mir verhältnismäßig gut, weshalb ich mich entschloss noch schnell duschen zu gehen, ohne Gefahr laufen zu müssen unkontrolliert umzukippen. Kurz nach neun lag ich denn auch im Bett und schmiss Bob Marley an (der heilt immer alle Wunden).
Das ganze war aber auch kein Wunder, denn zu der Sonne kam noch das plumpe Gelaber eines Praktikanten, der sich unheimlich toll findet, ebenfalls zweites Lehrjahr. Das Einzige, was der echt für sich verbuchen konnte sind seine Augen, so große Augen, das war schon krass, aber ansonsten echt, naja, zum Birne weich labern halt. Meine Gehirnmasse war also schon gekocht und weich, dass es eigentlich kein Wunder ist, dass ich anfing zu fantasieren: Ich war gerade beim Pollenabsaugen, als ich mich zu einer DM-Party träumte, dort auf Miguel stieß, wir tanzten, er riss mich an sich, seine Augen, sein Haar (seine Haare sind schon besonders gewesen, schon immer), er umarmte mich heftig, strahlte und sagte mir er könne nicht anders, er würde mich einfach lieben. Ich weiß nicht mal wirklich, ob es Miguel war, ich sah ihn nie ganz und er war eigentlich viel zu glücklich und ohne das ewige Denken. Aber es war sicher Miguel, denn ich glaube daran, dass man bei jedem Menschen unterschiedlich tief fühlt. Und bei ihm fühlte ich sehr tief. Für diesen einen Moment war ich erfüllt von Glück. Schon ganz schön krank! Und plötzlich stand ich wieder im Gewächshaus mit meiner Fritte in der Hand, Schweiß, der in die Augen lief und den Rücken entlangkrabbelte, mit klebrigen Bewegungen und einem lahmen Denken. Das war kein Wunschtraum oder so, das war einfach halluzieniert. Ich dachte mich auch schon in Thomas seine Arme, was eher Richtung Wunschtraum, bzw. einfach rumträumen geht.
Heute morgen wachte ich schon mit Unwohlsein und einem matten Kopfschmerz auf, was mich dazu bewegte nicht zu frühstücken, sondern einfach nur schwarzen Tee mit Milch und Zucker zu trinken. Meine Mitbewohnerinnen meinen beide es wäre das Wetter. Das hilft mir allerdings auch nichts...

Morgen gibt es Zeugnisse. Ich bin höchstwahrscheinlich besser als ich dachte. Ich weiß noch wie ich den ersten Schultag erlebte. Ich hatte bei Christian übernachtet, der es mir anbot, wofür ich ihm jetzt noch dankbar bin, denn ich hatte unheimliche Angst. Am Morgen des ersten Schultages war mir übel und ich wollte nicht mehr ich sein. Ich weiß auch noch wie ich das Schulgebäude sah, eintrat und mein Zimmer suchte. Es war schrecklich, denn keiner kannte mich und alle kuckten sie erstmal. Und ich suchte mir meinen Platz am Fenster, vor Patrick und Stefan, die ich damals ja noch nicht kannte.

Heute hole ich Thoralf zum ersten Mal von Arbeit ab, bin schon gespannt auf die Gegend da.

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