5
Jan
2005

nacht

Ich hatte die Schönheit der Nacht schon fast vergessen. Diese leicht-schwere, lautlos-laute Stille, die über unserer Straße liegt: kein scheppernder Lärm von Autos und Bussen, nicht der Widerhall unzähliger Stimmen an der Bushaltestelle. Sogar der Himmel ist still: kein brüllen eines Flugzeumotores, was die Luft zerschneidet. Nur der Wind, der virtuos und doch in eintönigem Gleichklang immer widerkehrend durch die Straße streift.
Ich liebe es um diese Zeit an meinem Schreibtisch zu sitzen und zu arbeiten, während die Welt im Schlummer liegt.
Früher, als ich noch klein war und meine Mutter meine Hausaufgaben auf Richtigkeit und Vollständigkeit überprüfte, kam sie manchmal spät abends an mein Bett und weckte mich, wenn irgendetwas unvollständig war, oder noch gar nicht begonnen, oder ob ich mir sicher sei, dass ich die Mathe-Aufgaben richtig berechnet hätte. Dann wusste ich schon, geht es in die Stube, wo eine Wandlampe ihr heimeliges Licht verströmte, um Aufgaben zu berichtigen, oder zu vervollständigen, oder überhaupt erstmal anzusehen, um sie anschließend doch noch zu lösen. Ich liebte diese Momente zusammen mit meiner Mutter, verbunden in tiefer Dunkelheit, im Scheine dieser Wandlampe, in molliger Ofenwärme, unter dem Mantel der lösungsbedürftigen Aufgaben auf der Couch zu hocken. Meine Mutter war dann immer ganz ruhig und wir hatten viel Spaß. Ich merkte auch, dass ich in diesen Momenten einfach lernbereiter, aufmerksamer und entschlossener war. Nachher ging ich immer mit einer weltumgreifenden Zufriedenheit ins Bett.
Auch ich werde jetzt ins Bett gehen. Zwar habe ich heute nicht halb soviel geschafft wie ich mir vorgenommen hatte, dafür hat mich aber ein Freund besucht, den ich schon ewig nicht mehr gesehen habe. Wir haben ewig gequatscht und Tee getrunken und Plätzchen von meinem Opa seiner Frau gegessen, bis er dann drei Minuten vor 20 Uhr auf die Idee kam, dass wir doch ins Kino gehen könnten. Das waren wir dann auch noch: in der 20 Uhr Vorstellung zu 'Die Unglaublichen'. Kein schlechter Film, obwohl ich so'n animiertes Zeug eigentlich nicht mag. Aber die Story war gut und die Stimme vom Superhelden auch. Leider habe ich meinen Anhänger verloren, den ich mir in England kaufte, als ich in der neunten Klasse war.
Gute Nacht!

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