16
Nov
2007

Kurzurlaub

Morgens von lieblichem Kaffeeduft aus dem Schlaf gerissen zu werden, weil man nicht bemerkte, wie der Junge aufstand um Frühstück zu machen, das ist schon eine feine Sache!

Es war richtig richtig schön in Prag. Ich weiß nicht mehr ob ich bereits erwähnte, dass wir in unserem quasi Zwangsurlaub weg fahren wollten. Zwangsurlaub, weil ich den Urlaub ja habe zu geteilt bekommen, das aber zum ersten Mal zu einem günstigen Zeitpunkt gewesen ist. Also hat mein Freund auch Urlaub genommen und so war die Idee geboren nach Prag zu reisen. Natürlich kam die Idee von mir, da ich mich damals, bei meinem ersten Pragbesuch, der noch mit Miguel war, sofort in die Stadt verliebt hatte. Damals waren wir mit eigenem Fahrzeug angereist und übernachteten auf einem Zeltplatz. Von da erfuhren wir alles mit der Straßenbahn, was eigentlich gar nicht nötig gewesen wäre. Das bemerkte ich bei meinem zweiten Pragaufenthalt, der mit meinem besten Freund war. Da fuhren wir mit dem Bus hin und verbrachten den ganzen Tag auf den Füßen und fuhren am Abend und total fertig auch wieder mit dem Bus zurück. Diesmal wollten wir mit dem Zug fahren (für das Fahrrad war zu wenig Zeit und auch das Wetter zu unbeständig). Leider kündigten sich die Lokführerstreiks an und so entschieden wir uns wiederum mit dem Bus zu fahren. Ich bin sowieso nicht gegen Busfahrten, aber mein Freund wollte nicht so richtig, na jedenfalls waren die Argumente für die Busfahrt überzeugend und so fuhren wir am Dienstag, 13.11.07, um 6:20 Uhr los. Ohne Busfahrt hätten wir auch nicht mitbekommen, dass im Gebirge schon richtiger Winter ist.
Die Fahrt gestaltete sich schon in der Hinsicht schön, dass wir nur zu viert reisten, also noch mit zwei anderen Personen (einer älteren und einer jungen Frau).
Ganz entspannt erreichten wir nach drei Stunden Prag und gingen erstmal in das Cafe, was im Londoner Stil eingerichtet ist und in dem ich auch schon mit meinem besten Freund war, frühstücken. Unsere Übernachtung hatten wir schon zu Hause am PC klar gemacht (hoch lebe das Internet!!!), so dass wir alles ganz entspannt angehen konnten. Es lagen schließlich drei Tage Prag vor uns!!! Und wir ließen es uns gut gehen!
Nach unserem kleinen Imbiss stiefelten wir Richtung Altstadt los. Für meinen Freund war es das erste Mal Prag und so konnte ich ihn mal ein bisschen führen, so gut es eben geht mit einem fehlenden Orientierungssinn. Es klappte aber alles ganz gut, nur dass wir beim ersten Versuch nicht auf der Burg landeten, sondern bei dem angrenzenden Kloster, was uns dazu verführte gleich noch auf den Berg mit dem Aussichtsturm zu gehen, der aber leider nur am Wochenende geöffnet ist. Mittag aßen wir in einer Spelunke, wo die Portion ganz klein und das Essen kühl war, wir dadurch aber noch Appetit auf Nachtisch hatten und uns in einem Cafe mit heißer Schokolade und Medovnik (das ist ein Nuss-Honig-Kuchen und in Tschechien sehr populär) gütlich taten. An dieser Stelle muss einmal erwähnt werden, dass die heiße Schokolade hier nie aus der Tüte kommt. Jedenfalls haben wir es nicht erlebt. Und wir haben wirklich viele heiße Schokoladen in vielen Cafes ausprobiert.
Das Cafe lag direkt auf der Straße, wo wir auch unser Apartment bestellt hatten und so mussten wir nur noch etwas bergan laufen und die Straßenseite wechseln.
Bei unserem Vermieter handelt es sich um eine Kneipe, die auch zu relativ günstigen Preisen, für Prager Verhältnisse jedenfalls, Apartments vermietet. Dazu kommt die wirklich günstige Lage, direkt unter der Burg, quasi am Burgberg. Nach dem Bezug unserer kleinen Wohnung legten wir uns erstmal schlafen. Als wir am späten Nachmittag erwachten war es schon fast dunkel und so schlossen wir einen Abendspaziergang an, bei welchem wir uns Spagetti, Reibekäse und Ketchup kauften, was unser Abendessen sein sollte. Zuvor aber liefen wir und liefen und liefen und kehrten zum Schluss in einer kleinen Bar ein, wo wir Punsch und heiße Schokolade genossen. Zu Hause waren wir dann auch erst nach 21.00, wo sich unser leckeres Abendessen anschloss.
Der nächste morgen begann mit Regen, was uns ein bisschen missmutig werden ließ, denn der Himmel versprach keine Wetterbesserung. Nach einem ausgiebigen Frühstück, was vom ‚Hotel’ bereitgestellt wurde, mit einem fürchterlichen Kaffee stiefelten wir alsdann los, die Stadt unsicher zu machen. Der Regen machte uns dabei nicht wirklich viel aus, denn es wurde langsam kühler und aus Regen wurde Schnee. Oh war das herrlich! Ich kenne Prag ja nur mit Sonne und Wärme. Im Schneefall und dieser voradventlichen Stimmung stellte sich mir Prag wieder neu vor. Der Tag war herrlich. Immer wenn es kalt wurde setzen wir uns in ein Cafe und tranken heiße Schokolade. Man konnte auch überall Glühwein kaufen, so dass es keinen Grund zum Frieren gab. Meinen Freund regten ein bisschen die Touristenschwärme auf, die aber nur vereinzelt vor sich hintrotteten. Störend waren eher die Schulklassen jeglicher Nationen, die ich hier aber auch unkommentiert weiterziehen lasse.
Zum Nachmittag stillten wir unseren Appetit in einem kleinen Altstadtcafe mit angeschlossener Bäckerei, wiederum mit heißer Schokolade und Apfelstrudel. Hier schrieben wir unsere Ansichtskarten nach Hause und saßen und ließen uns unser Leben gefallen.
Zum Abend, als wir nach langem Fußmarsch in unser Apartment kamen suchten wir im Fernsehen den einzigen deutschen Sender (ARD) und aßen unser zweites und letztes Abendessen in Prag, diesmal nämlich Teigmuschelsuppe mit dem Rest der Spagetti vom Vorabend. Als Betthupferl gab es für jeden ein Bier und zur Belohnung einen traumlos tiefen Schlaf bis in den Morgen. Jedenfalls für mich. Mein Freund hat sonstewas gehört und war auch schon um 7.00 wieder wach. Unser letztes Frühstück war lecker und ausgiebig. Draußen fielen sanft weiße Flocken vom Himmel und ich konnte von meinem Platz aus in das Schaufenster des gegenüberliegenden Potraviny mit seiner Leuchtkette sehen. Das war richtig schön heimelich.
Nachdem wir unsere Taschen gepackt hatten (wir hatten Gott sei Dank jeder nur unseren Rucksack) und unsere Rechnung bezahlt ging es zum letzten Mal auf die Burg. Im feinen Flockentaumel spielten Musikanten auf der Aussichtsform und als sie die Moldau von Smetana anspielten passte das so gut zusammen, dass man einfach nicht weitergehen konnte, sondern stehen bleiben musste und das ganze auf sich wirken lassen. Ganz verzaubert gingen wir weiter, umrundeten noch mal den St, Veitsdom den wir schon angesehen hatten, und liefen die alte Schlossstiege hinunter. Goldgässchen, Königsresidenz und die St. Georgsbasilika hatten wir schon am Vortag besucht. Leider konnten wir uns das Prager Jesulein nicht ansehen, da gerade ein Gottesdienst in der Kirche St. Maria de Victoria stattfand und mein Freund strikt dagegen war diesen, wie viele andere Touristen mit ihrem Eintreten zu stören. Dafür besuchten wir die Kirche St. Niklas, die, wie der Reiseführer sagt, den Gipfel des Prager Barock darstellt.
Punkt 12.00 fanden wir uns am Rathaus unter der Uhr ein, damit ich nun endlich auch einmal in den Genuss der Apostel kam, den ich die beiden Pragbesuche zuvor verpasst hatte. So spektakulär war das ganze allerdings nicht. Viel lustiger anzuschauen waren die Reaktionen der Touristen, die allesamt wie auf Kommando ihre Fotoapparate zückten und ihr e „Uhs“ und „Ahs“ verlauten ließen. Dem jüdischen Friedhof erstatteten wir nicht die Ehre. Ich war damals, als ich mit Miguel da war sehr endtäuscht von der ganzen Vorstellung. Ich weiß zwar auch nicht was ich erwartet hatte, aber das was ich vorfand war traurig und entsprach überhaupt und nicht im Geringsten meinen Vorstellungen. Deshalb liefen wir nur einmal draußen herum und nutzten aber dankbar die Toilette.
Unser letztes Ziel, welches wir anliefen war der Wenzelsplatz, den wir nach einigen Diskussionen auch dort fanden, wo ich gesagt hatte. Naja, dazu muss ich nichts sagen.
Das obligatorische Hotdog, welches einfach zu jedem Pragbesuch gehört schmeckte ausgezeichnet und gehörte mit seinen 15 Kronen auch eher zur Kategorie preiswert.
Unsere letzten zweieinhalb Stunden verbrachten wir wiederum in dem Londoner Bistro mit schlemmen und Halma spielen, ehe wir uns zum Busbahnhof begaben und in unseren Bus stiegen, der uns in drei Stunden wieder zu Hause absetzen sollte.

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