14
Jan
2005

Heimat?

Ach du meine Güte, Mooshammer ist tot. Also, auch wenn der Typ vielleicht ein bisschen krude rüberkam, aber irgendwie macht mich das schon ganz schön betroffen. Ich meine, hat es überhaupt irgendjemand verdient mit einem Telefonkabel erdrosselt zu werden??? Vielleicht bin ich auch etwas naiv, aber eigentlich fand ich den immer ganz nett. Und vor allem: was macht denn jetzt nur der Hund??? -> Der wurde doch nicht etwa mit ermordet?!

Heute bin ich in der Schule zum ersten Mal richtig abgeloost... Es fing schon ganz blöd an: ich konnte meinen Füller in den unendlichen Weiten meiner Federmappe nicht auftreiben und musste mich deshalb mit einem Kuli bewaffnet in den Denkkampf stürzen. Es artete in ein Gemetzel aus. Es gab Fragen, die konnte ich einfach nicht richtig gut beantworten (ich hasse so'n Gefasel, weil es wirklich nur Gefasel ist und jeder merkt, dass man nur faselt). Naja, aber auch dieser Test ging vorrüber. Und nachher meinte meine Banknachbarin endlich, sie wolle sich mit mir zum Lernen treffen (sie lernt, ich erkläre und lerne somit nochmal mit). Dazu muss ich sagen, dass es ein ewiger Kampf mit ihr war. Ich weiß nicht, wie oft ich ihr meine Hilfe anbot und sie schlug es immer aus (sie hat wirklich Probleme). Nur heute meinte sie dann, wir könnten uns ja für nächstes Wochenende verabreden, wenn ich nichts dagegen hätte, weil ich vielleicht nach Hause fahren möchte. Mit 'nach Hause' meint sie bei meinen Eltern. Da war ich heute. Einfach so, ganz spontan nach dem Unterricht. Eigentlich fahre ich nicht zu meinen Eltern meiner Eltern wegen, sondern eher wegen der Fahrt an sich und vor allem, dem anschließenden Heimweg. Ok, mein Bruder spielt dabei keine ganz unwesentliche Rolle. Und da er heute wieder nach Hause kam (er war für zwei Wochen in der überbetrieblichen Ausbildung in Wunsiedel, er wird übrigens Steinmetz), dachte ich bei mir, ich könne da doch einfach mal reinschauen. Er (und natürlich auch meine Eltern) waren freudig überrascht, als ich so vor der Tür stand.
Wenn ich zu meinen Eltern fahre, steige ich immer im Nachbarort aus, selbst wenn es einen Bus gibt, der bis in meinen Heimatort fährt. Aber ich liebe diesen Weg. Meist gehe ich an meiner Grundschule vorbei, meinen alten Heimweg. Das weite Land, mit seinen Hügeln und Wäldern und freien Feldern. Alles bekannt, jahrelang gesehen, und doch nie bewusst betrachtet. Es ist kaum zu glauben, aber heute viel mir ein Berg auf, den ich bis dahin noch nicht bewusst wahrgenommen habe. Ein Laurenziberg. (Ich habe so'ne Angewohnheit alle Berge und Hügel, die ich als diese empfinde Laurenziberge zu nennen.)
Die Luft war schneidend mild und umspielte meine Wangen. Der Himmel war voll mit flaumig dichten Wolken. Die Schelle an meinem Rucksack erschien mir plötzlich unwirklich laut.
Es gibt da eine Wiese, eine sehr große Wiese, an einem Hang gelegen. Diese Wiese sehe ich mich immer emporreiten, obwohl ich gar nicht reiten kann und Pferde nicht wirklich attraktiv finde.
Es gibt eine Stelle auf diesem Weg, da kann man unser Hausdach sehen, allerdings nur wenn man es weiß. Früher, als kleines Mädchen, dachte ich immer, genau an dieser Stelle müsste ein Katapult stehen, auf den man sich draufsetzt und nach Hause gefeuert wird. Ich denke immer noch an den Katapult, wenn ich da vorbeikomme.
Ich lief über den sogenannten 'Silberblick'. Er heißt so, weil es da eine Silbermiene gab. Die Miene gibt es auch noch, nur ist sie schon immer zugenagelt. Mein Bruder und ich waren oft da, lunschten oben in ein Loch und fürchteten uns schon vorher, was es da drinnen zu sehen gibt. Wir sahen nie etwas, es war immer dunkel. Und wenn jeder gekuckt hatte rannten wir unter Angstschreien davon.
Allerdings hat man vom 'Silberblick' aus einen wunderbaren Blick über das Unterdorf. Ich stand und sah: es hat sich viel verändert. Ich ging weiter. Als ich in unsere Gegend kam hatte ich unwillkürlich einen Geruch von frischem Gurkensalat in der Nase. Es war nur ganz kurz, aber es war Gurkensalat, frisch und knackig und mit frischen Gartenkräutern...
Dann sah ich unser Haus. Es ist ein stinknormales DDR-Einfamilienhaus und dazu auch noch grau verputzt. Ich mag es. Es ist der Ort, an dem ich aufgewachsen bin, es ist meine Zuflucht, es ist meine Heimat.
Ich weiß wie sich jeder Baum anfühlt, ich spüre den Straßenbelag unter meinen Schuhen (es ist schon immer der selbe), selbst die Luft, die ich atme ist rein und weich, obwohl schneidend kalt.
Ja, es ist schön so einen Ort auf der Welt zu haben.
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