10
Jan
2005

WG halt

Manchmal, muss ich eben feststellen, ist es doch ganz schön strapaziös in einer WG zu wohnen. Ich habe keine Ahnung wer es ist, aber das Bad ist seit unendlichen Zeiten gesperrt und es duscht und duscht und irgendwann ist meine Blase geplatzt...

Lasagne

Und wieder bin ich um eine Erfahrung reicher: vegetarische Tiefkkühllasagne schmeckt zwar ganz hervorragend, nachher stinkt man allerdings abartigst nach Knoblauch. Wenn ich es mir recht überlege war es die erste Tiefkühllasagne meines Lebens und die dritte überhaupt. Meine erste Lasagne aß ich bei meinem ersten richtigen Treffen mit meinem damals zukünftigen, jetzt Nichtmehr-Freund (nichtmehr-Freund klingt irgendwie besser als Ex-Freund!). Er hatte mich zu sich nach Hause eingeladen. Ich weiß es noch ganz genau. Er holte mich vom Stand ab (ich arbeitete beim NABU). Es war ein schöner sonniger abend. Wir fuhren mit der Bahn zu ihm und mussten noch ein ganzes Stück laufen. Ich weiß nicht mehr worüber wir sprachen. Ich weiß nicht mal mehr wie die Lasagne schmeckte... Er musste die Schildkröten seines Mitbewohners füttern. Es waren so niedliche kleine Wasserschildkröten. Ich sollte mich ganz ruhig verhalten. Er war fasziniert und belustigt von diesen Reptilien, wie sie ihr Futter wegschnabbelten. Ich war fasziniert von ihm. Wenn ich mir es im Nachhinein überlege hatte ich überhaupt kein Auge für die Schildkröten. Ich sah nur ihn. Wie sich das Licht (es war dieses typische Aquarien-, Terarienlicht) auf seinem dunkelgefärbten Haar spiegelte. Ja, sein Haar. Als er sich das erste Mal mit offenem Haar über mich beugte, dachte ich ich müsste vor Glück platzen: ich lag auf seinem Zimmerboden und es war wie ganz tief unter Wasser. Alles war unwichtig. Nur noch er und ich.
Er hat so eine ganz eigene Art seine Haare zurückzuwerfen. Das erste Mal sah ich es vor dem Dave Gahan-Konzert in Leipzig, vor dem Haus Auensee. Es wirkt fast arrogant, wie er den Kopf in den Nacken wirft um sein Haar nachher mit einem Haargummi zu fixieren. Ich habe ihm nie erzählt, dass ich ihn da zum ersten Mal gesehen habe. Und dass er mir da schon aufgefallen ist, ok, er gefiel mir... Aber als ich seine lackierten Fingernägel sah dachte ich bei mir: 'Mensch, lass mal gut sein! Das ist eine Nummer zu groß für dich.' Nebenbei bemerkt lernte ich an diesem Abend einen anderen netten, zugegeben, schon älteren Mann kennen (älter heißt soviel wie 30). Es war so ein kantig-kerniger Typ, mit unheimlich breiten Schultern und einem Kropf, der bei jedem Schluck Bier auf und ab wippte.
Nach der Lasagne gab es Vanillepudding. Ich glaube dieser Vanillepudding hat mich mehr beeindruckt als die Lasagne selber, die (was hier mal hervorgehoben werden sollte) ganz selbstgemacht war, mit irgendeiner ganz anspruchsvollen Soße.
An diesem Abend fragte er mich, ob ich mit ihm gehen wolle. Zuallererst war es ein Abenteuer, es war prickelnd, es war neu, er war interessant. Am nächsten morgen erwachte ich und das Erste was ich sah, als ich meine Augen aufschlug, war ein technisches Gerät, was blau leuchtete. Es war das Musikdingsbums, denke ich zumindest. (Ich kenne mich mit so Gerätschaften immer noch nicht besser aus.) Ich wusste nicht wo ich war. Ich lag auf einer Decke auf dem Boden. Ich setzte mich auf und mein Blick fiel auf einen bärtigen Typen, der auch auf dem Boden lag. Für einen Moment war ich etwas orientierungslos, bis ich plötzlich wusste. Und ein Strahlen ging über mein Gesicht.
Seltsam. Es tut nicht mehr weh daran zu denken. Es ist einfach schön sich daran zu erinnern.

Nachdem ich nun heute meine Gemüselasagne verdrückt hatte pumpte ich endlich den Vorderreifen meines Fahrrades auf und weil es wirklich ein hervorragendes Wetter gab und ich bei mir dachte, dass ich mich lang genug mit den Schritten zur Integration der Europäischen Union rumgeplagt hatte, fuhr ich los. Vorher ging ich allerdings noch mal hoch, um ein Buch und eine Schere mitzunehmen, damit ich unterwegs ein paar Pflanzen für mein Herbarium sammeln könnte. Es war eine wunderschöne Fahrt: die untergehende Sonne malte den Himmel rosa, orange und blau. Der Himmel malte den Fluss mit rosa, orange und blau. Ich kam an einem Hafen vorbei und hatte Lust auf einem Boot anzuheuern.
Es wurde rasend schnell dunkel. Es war nicht die tiefe Schwärze mit der sich die Nacht einhüllt. Es war die Dunkelheit, die blind macht. Entgegenkommende Fahrradfahrer waren erst im letzten Moment auszumachen, der Fluss roch intensiv.
Als ich dann doch Heim kam und mein Fahrrad einstallen wollte, war kein geringerer als der Fahrrad-Typ aus dem Haus im Fahrradkeller. Er war gerade dabei seinen Platten zu beheben, den er sich irgendwo an der Elbe zugezogen hatte. Wir unterhielten uns eine ganze Weile. Er wird Tischler, kommt ursprünglich aus Görlitz, lebt seit Oktober hier. Wir haben uns über alles Mögliche unterhalten: über unser Lehrgeld, unsere Familien (er hat viele Geschwister), unsere Zukunftsvorstellungen (wir können uns beide nicht vorstellen jemals wirklich in unseren Lehrberufen zu arbeiten), aber weder er noch ich haben nach dem jeweilegen Namen gefragt (er fragte mich sogar, wo ich im Haus wohne). Ich weiß seinen namen sozusagen immer noch nicht. Ach, manchmal ist es schon komisch! Aber meistens ist es schön komisch.
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