5
Jan
2005

...

Also, so langsam bekomm ich richtig Angst vor mir selber wie weit ich den Tag im Bett verbringen kann. Das war früher eigentlich so überhaupt nicht meine Art, vor allem wenn das Wetter wieder einigermaßen brauchbar ist (die Sonne schaftt es tatsächlich ab und zu durch Wolkenlücken zu schlunzen). Irgendwie musste ich jetzt deshalb erstmal ein bisschen Abwaschen und die Küche putzen. Der Herd war die pure Folter! Manchmal verstehe ich es nicht mehr, wie jeder seinen Dreck so egoistisch für die Nachwelt aufbewahrt: da steht das Frühstücksgeschirr noch um halb eins auf dem Tisch, da stapeln sich die von Speiseresten verklebten Töpfe an allen möglichen und unmöglichen Orten, da lukt einen die Spülmaschine ganz vorwurfsvoll an, weil sie schon seit Tagen mit sauberem Geschirr dasteht,da quellen die Mülleinmer über, da kleben die Arbeitsflächen, weil sie nach dem Gebrauch nie abgewischt werden, vom Tisch ganz zu schweigen, da steht die Luft weil die Tür zum Hinterhof schon seit dem Sommer nicht mehr aufgemacht wurde (es könnte ja kalt werden). Ich meine, ich will nicht sagen das ich besser bin. Aber ich bemühe mich wenigstens und ich habe auch schon spürbare Fortschritte gemacht.
Und jetzt, jetzt wollte ich eigentlich was für die Schule tun (zumindestens mal in die Hefter kucken, um wieder etwas im Bilde zu sein) und endlich mal meine Pflanzenbeschreibungen zum Abschluss bringen, damit wenigstens etwas fertig ist.
Vorhin, als ich so mein Müslifrühstück mehr schläfrig in mich hineinschaufelte, musste ich an den zweiten Weihnachtsfeiertag denken, wie wir meinen Vater abends von Arbeit abholten (unsere Mutter, mein Bruder und ich). Es war ziemlich kalt, bei uns schneite es schon. Wir mussten ein bisschen auf ihn warten. Also stiegen mein Bruder und ich aus dem Auto um zu sehen, ob wir ihn von Station abholen könnten, was aber nicht ging, denn die Türen waren natürlich verschlossen. Also standen wir draußen, bis im Umkleideraum Licht anging und wir uns an den hinteren Ausgang stellten. Ich lehnte meinen Kopf gegen die kalte Scheibe , die durch meinen Atem beschlug. Ein kalter Duft säuselte mir um die Nase. Ich musste an meinen Ex-Freund denken (mir sträubt sich immer noch alles gegen diesen Begriff).

nacht

Ich hatte die Schönheit der Nacht schon fast vergessen. Diese leicht-schwere, lautlos-laute Stille, die über unserer Straße liegt: kein scheppernder Lärm von Autos und Bussen, nicht der Widerhall unzähliger Stimmen an der Bushaltestelle. Sogar der Himmel ist still: kein brüllen eines Flugzeumotores, was die Luft zerschneidet. Nur der Wind, der virtuos und doch in eintönigem Gleichklang immer widerkehrend durch die Straße streift.
Ich liebe es um diese Zeit an meinem Schreibtisch zu sitzen und zu arbeiten, während die Welt im Schlummer liegt.
Früher, als ich noch klein war und meine Mutter meine Hausaufgaben auf Richtigkeit und Vollständigkeit überprüfte, kam sie manchmal spät abends an mein Bett und weckte mich, wenn irgendetwas unvollständig war, oder noch gar nicht begonnen, oder ob ich mir sicher sei, dass ich die Mathe-Aufgaben richtig berechnet hätte. Dann wusste ich schon, geht es in die Stube, wo eine Wandlampe ihr heimeliges Licht verströmte, um Aufgaben zu berichtigen, oder zu vervollständigen, oder überhaupt erstmal anzusehen, um sie anschließend doch noch zu lösen. Ich liebte diese Momente zusammen mit meiner Mutter, verbunden in tiefer Dunkelheit, im Scheine dieser Wandlampe, in molliger Ofenwärme, unter dem Mantel der lösungsbedürftigen Aufgaben auf der Couch zu hocken. Meine Mutter war dann immer ganz ruhig und wir hatten viel Spaß. Ich merkte auch, dass ich in diesen Momenten einfach lernbereiter, aufmerksamer und entschlossener war. Nachher ging ich immer mit einer weltumgreifenden Zufriedenheit ins Bett.
Auch ich werde jetzt ins Bett gehen. Zwar habe ich heute nicht halb soviel geschafft wie ich mir vorgenommen hatte, dafür hat mich aber ein Freund besucht, den ich schon ewig nicht mehr gesehen habe. Wir haben ewig gequatscht und Tee getrunken und Plätzchen von meinem Opa seiner Frau gegessen, bis er dann drei Minuten vor 20 Uhr auf die Idee kam, dass wir doch ins Kino gehen könnten. Das waren wir dann auch noch: in der 20 Uhr Vorstellung zu 'Die Unglaublichen'. Kein schlechter Film, obwohl ich so'n animiertes Zeug eigentlich nicht mag. Aber die Story war gut und die Stimme vom Superhelden auch. Leider habe ich meinen Anhänger verloren, den ich mir in England kaufte, als ich in der neunten Klasse war.
Gute Nacht!
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